Jeder Architekt träumt einmal in seinem Leben davon, einen Stuhl zu entwerfen. Davon bin ich überzeugt, auch wenn das vielleicht eine gewagte These ist. Ich jedenfalls würde es immer als „Ritterschlag“ empfinden, mit einem eigenen Design Erfolg zu haben. Bei mir war die Freude, meinen eigenen Stuhl tausendfach an den Mann gebracht zu haben, auf jeden Fall unbeschreiblich! Die Verwirklichung meines Traums vom eigenen Stuhl begann mit einer Messebekanntschaft: Meine frühere berufliche Partnerin Gabriela Raible und ich lernten bei einer solchen Ausstellung Sandro Tonon kennen, einen italienischen Hersteller von Designermöbeln. Wenig später erhielten wir einen Anruf von ihm. Er fragte, ob wir nicht Lust hätten, für ihn zu entwerfen. Ein Stuhl sollte es sein, der in ein modernes Esszimmer, in ein Hotel oder in ein hochwertiges Restaurant passen könnte. Wir sagten natürlich nicht nein, setzten uns hin und brachten unsere Ideen zu Papier.
Was ist anders als bei anderen? Was ist das Besondere an unserem Stuhl? Das war das Thema, das uns beim Entwurf beschäftigte. Das Stuhldesign, das Sandro Tonon dann letztendlich überzeugte, zeichnet sich durch eine klassisch schöne Linie aus mit markanten kleinen Quadraten, die die Lehne zieren. Unglaublich war für uns der Moment, als wir dann das erste Mal den Prototypen sahen: Schließlich war das ja die materialisierte Version der eigenen Vision! Das Möbel ist natürlich dann noch lange nicht fertig, beim Prototyp geht es um Form und Proportion, Sitzkomfort und Statik. Wenn alles passt und ein zweiter Prototyp vom Designer, vom Hersteller und vom Produktionsleiter abgesegnet ist, dann kommt das Möbel auf die Messe. Und dann heißt es Daumen drücken! Denn schließlich muss das Produkt auch gefallen, damit es verkauft wird.
Bei uns war das der Fall: Unser Stuhl, der „Episode“ heißt, kreuzt übrigens unter anderem in 1600-facher Ausführung auf allen Meeren der Welt herum. An Bord des Kreuzfahrtschiffes Queen Mary II ziert er alle Restaurants. Wahrscheinlich können Sie sich vorstellen, dass mich das schon ein wenig stolz macht.