Sakrale Schlichtheit bietet Opulenz Platz
Stichwort stimmiges Gesamtkonzept: Waren Sie schon einmal in der Moritzkirche in Augsburg? Nein?
Nehmen Sie sich die Zeit für einen Besuch, wenn Sie in der Nähe sind, es lohnt sich! Für mich ist der Anblick des Kircheninneren ein „Augenschmaus“. Und zwar nicht in dekadentem Sinne, wie der Gebrauch des Wortes „Schmaus“ vielleicht zunächst vermuten ließe. Ganz im Gegenteil, es geht hier um Purismus: weiße Wände, cremefarbener Boden, dunkles Holz, weiches Licht: Weniger ist hier mehr – weniger Gedöns, mehr Gefühl ! So wie ich es mag.
Die Moritzkirche ist das beste Beispiel dafür.
BLUTROT ZU CREMEWEISS
"Heiliges Blut" im Kirchenraum
Das opulente Sahnehäubchen auf meinem puristischen Augenschmaus war für mich jüngst die Kunstinstallation zur Fastenzeit, „Santa Sangre“, von Elisabeth Aro, die in der Kirche noch bis 1. April 2015 zu sehen ist:
„Santa Sangre“, „Heiliges Blut“, sind Stränge aus Samt, um den Altar herum angeordnet. Sie fließen herab wie Blut und sollen, wie ich nachgelesen habe, dem Betrachter „eine Ahnung von Martyrium und Opfer“ geben. Mich hat hier vor allem das Zusammenspiel mit dem puristischen Gotteshaus bewegt: Der schwere, schwülstige Samt in seiner ganzen blutroten Pracht und Formenvielfalt schmiegt sich weich und amorph an die reinen und klaren Formen der Kirche – das erzeugt Spannung und der Betrachter wird wohlig aufgefangen. Und DAS macht gute Architektur aus: Man erblickt sie und findet zu sich selbst statt sich darin zu verlieren.